Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder?
3 stars
Einleitend fasst Semsrott in seiner unvergleichlich pessimistischen Art seine persönliche Vorgeschichte und seine Karriere als Demotivationstrainer bzw. Stand Up-Comedian zusammen und beschreibt dann umfassend seine politische Karriere, angefangen mit seinem Wahlkampf und endend mit seinem Entschluss, nicht wieder anzutreten. Dabei spart er Konflikte innerhalb seiner (anfangs) Partei (Die Partei) nicht aus, geht aber insbesondere auch auf viele Absonderlichkeiten des Verwaltungsapparates des europäischen Parlaments und seiner Ansicht nach fragwürdiges Verhalten anderer Abgeordneter ein. Insbesondere die Schilderungen über Erfahrungen mit der Verwaltung tragen gelegentlich Züge des Passierscheins A38. Er diskutiert auch die Frage, ob das Parlament überhaupt wirksam arbeiten kann und ob Aktionismus selbst wirksam sein kann.
In seinem Fazit schließt er knapp, dass die Lesenden trotz der von ihm beschriebener Zustände unbedingt wählen sollten. Ich muss allerdings gestehen, dass ich meine Zweifel habe, ob dieses Appell - das ich vorbehaltlos unterschreiben würde - es vermag, weniger überzeugte Wählende nach einer sehr …
Einleitend fasst Semsrott in seiner unvergleichlich pessimistischen Art seine persönliche Vorgeschichte und seine Karriere als Demotivationstrainer bzw. Stand Up-Comedian zusammen und beschreibt dann umfassend seine politische Karriere, angefangen mit seinem Wahlkampf und endend mit seinem Entschluss, nicht wieder anzutreten. Dabei spart er Konflikte innerhalb seiner (anfangs) Partei (Die Partei) nicht aus, geht aber insbesondere auch auf viele Absonderlichkeiten des Verwaltungsapparates des europäischen Parlaments und seiner Ansicht nach fragwürdiges Verhalten anderer Abgeordneter ein. Insbesondere die Schilderungen über Erfahrungen mit der Verwaltung tragen gelegentlich Züge des Passierscheins A38. Er diskutiert auch die Frage, ob das Parlament überhaupt wirksam arbeiten kann und ob Aktionismus selbst wirksam sein kann.
In seinem Fazit schließt er knapp, dass die Lesenden trotz der von ihm beschriebener Zustände unbedingt wählen sollten. Ich muss allerdings gestehen, dass ich meine Zweifel habe, ob dieses Appell - das ich vorbehaltlos unterschreiben würde - es vermag, weniger überzeugte Wählende nach einer sehr frustrierenden Schilderung davon zu überzeugen, zu wählen. Denn es kann bei der Lektüre durchaus das Gefühl aufkommen, eine Wahl sei - möglicherweise nur unter den aktuellen Umständen, aber immerhin - gar nicht sinnvoll, weil eine sachorientierte Politik kaum möglich sei. Das Buch ist sicher auf einer Ebene unterhaltsam, ich hatte allerdings weitaus seltener das Bedürfnis, Heiterkeit zu äußern als mir die Hand vor den Kopf zu schlagen.
Wer nicht sicher ist, dass Wahlen ein sinnvolles Instrument sind, sollte sich gut überlegen, ob er oder sie das Buch wirklich lesen möchte. Denen, die sich sicher sind, möchte ich anraten, sich vorher Mechanismen zum Frustabbau bereitzulegen.