Hab lange an dem Buch gesessen. Zum einen weil viel recherchiert nebenher. Zum anderen, weil es auch kein einfaches Thema ist.
Sehr lesenswert!
DE/EN • born 1984 • GNU Terry Pratchett
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Für nicht-binäre Jugendliche kann es eine besondere Herausforderung sein, ihren Eltern deutlich zu machen, wie sie sich erleben, also dass sie in die Vorstellung von männlich und weiblich nicht wirklich hineinpassen. Man könnte auch sagen, ihnen ist es gar nicht wichtig, ans andere Ufer zu kommen, also von "Frau zu Mann" oder umgekehrt. Sondern es ist ihnen wichtig, baden zu gehen, manchmal zwischen den Ufern und manchmal auf hoher See, wenn gar keine Ufer mehr da sind.
— Familien mit trans* und nicht-binären Kindern by Mari Günther, Kirsten Teren, Sascha Bos, and 2 others
Ein gut recherchiertes Zeitdokument der Journalistin Lee Yaron. Es vermittelt nebenbei viel von der Geschichte Israels, insbesondere von der Differenz, der Diversität und den sozialen Ungleichheiten innerhalb des Landes. Aber wie zu erwarten ein tief trauriges Buch. Schwierig straight durchzulesen ohne Pausen.
Ich kannte Frohmann bisher vor allem von ihren "Präraffaelitische Girls"-Memes und Mikroblog-Interventionen. Sie kann offensichtlich auch "lang". Pluspunkte für die Bildbeschreibungen zu Beginn der Abschnitte und für einen lieben WTF-Moment am Ende der Novelle. Und zum Thema Novelle: Die Autorin schreibt in der "Nachbemerkung", dass sich in ihrem Werk "Spuren" bekannter Novellen finden ließen. Ich konnte sie nicht finden, was schlicht daran liegt, dass ich zu unbelesen bin. Es hat aber meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. (Und ist wahrscheinlich ein schönes Easter-Egg für Fans von Novellen-Klassikern.)
Dafür litten [ihre Kinder] existenziell an der Gewissheit, dass alles, was sie hatten, auf struktureller Ungerechtigkeit und dem Leiden anderer basierte. Sie zerbröselten am mind fuck, keine Zukunft zu haben und ihr sicheres Leben in der Gegenwart nicht zu verdienen. (Sie verdienten es, es war nicht ihre Schuld, dass andere vor ihnen die Welt gewaltvoll geordnet hatten. Es würde ihre Verantwortlichkeit sein, daran mitzuwirken, etwas dagegen zu tun. Aber sie verdienten gute Leben. Alle verdienten gute Leben. Es war nur schwer, ein gutes Leben zu genießen, wenn andere es nicht hatten. Außer, man war skrupellos, dann war das kein Problem.)
Antonio Gramsci ist heute der nach Dante weltweit am meisten zitierte italienische Autor. 1926 als politischer Gegner des faschistischen Regimes …
Die Hegemonie entspringt in der Fabrik und braucht zu ihrer Ausübung nur eine minimale Menge professioneller Vermittler der Politik und der Ideologie.
Staat = politische Gesellschaft + Zivilgesellschaft, das heißt Hegemonie, gepanzert mit Zwang.
Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern. Pessimus des Verstandes, Optimismus des Willens.
Der Einwand Adornos gegen die Ontologie in ihrer ideengeschichtlichen Gestalt und als noch verfügbare Denkform Ist, ganz vereinfacht zusammengefasst, dreifach: Erstens erschleicht sich die Heidegger'sche Ontologie ihre Konkretion durch ein ungeschichtliches Denken: sie geht von einem ganz bestimmten gegenwärtigen Seienden aus und behauptet von ihm, es sei das Konkrete schlechthin. Dies verfehlt die radikale Temporalität und Geschichtlichkeit des Seienden. Zweitens verbirgt die ontologische Rede, dass der Standpunkt, von dem aus über Sein und Seiendes gesprochen und geurteilt wird, eine auch subjektive, über Objektivität nicht direkt verfügende Qualität hat. Irreführend und in einem falschen Sinne essentialistisch ist die Suggestion, daß in der Sprache das Sein selbst unmittelbar redet, ohne daß es durch die Menschen vermittelt wäres. Drittens und damit verbunden ist der Vorwurf, dass diese Suggestion einer subjektunabhängigen Objektivität, die einem souveränen philosophischen Zugriff direkt zugänglich sei, in sich eine autoritäre Struktur insofern hat, als sie die Veränderlichkeit des Seienden leugnet, da die behauptete "Superiorität" oder der "Vorrang des Seins" die politische, menschengemachte Form gesellschaftlicher Tatsachen verbirgt.
Adorno wirft der (Heideggerschen) Ontologie also 1. Ahistorizität, 2. Essenzialismus und 3. Depolitisierung vor. ➡️ Adornos methodisches Programm: Dialektik anstatt dogmatischer Ontologie.
Most white southerners believed in the 1950s that they lived in a humane racial system; their myth was that they treated black people wel. They also believed that black people accepted segregation, except for a few malcontents. It was shocking for them to see nicely dressed black college students reading their textbooks while sitting at a lunch counter waiting for coffee, when they could get takeout coffee at the back door. Doubly shocking to see white men beating them up. Two secrets were exposed at once: black people want freedom, and segregation requires violence. Millions of slogans on picket signs could not do what a simple sit-in could do. Campaigns have power when we get beyond words-when we show rather than tell.
— How We Win by George Lakey
„ Bitte, glaubt nicht, dass wir keine schöneren Träume hatten, ja, die hatten wir. Es waren schöne Träume... Sagt, was ihr wollt, aber bitte, aber bitte nicht mit herablassenden Blicken. Macht ihr es besser, schöner. Fatma ist mein Name, die Gastarbeiterin, die Akkord-brecherin. Alles, was bei mir keine Sprache fand, soll auf euren Zungen die Seiten aufschlagen. Wenn ihr mir erlaubt, will ich euch einen kleinen Rat geben. Wir haben blind danach gestrebt, den Schmerz der Entwurzelung mit Eigentum, mit Geld zu heilen, vergebens ... Ihr sollt besser leben, freier, ohne Ängste. Jede Last, jeder Schmerz ist vergänglich, traut euch, habt keine Angst vor dem Leben.“